Schritt für Schritt zum eigenen Tomatensaatgut
Haben Sie in Ihrem Garten oder auf Ihrem Balkon eine Tomatenpflanze, deren Früchte Sie einfach unglaublich lecker finden und an denen Sie sich auch im nächsten Jahr gerne erfreuen würden? Wie Sie aus Ihren frisch geernteten Tomaten ganz einfach Tomatensamen gewinnen können, zeigen wir Ihnen in unserer Schritt-für-Schritt-Anleitung.
Ob im Garten, im Gewächshaus oder auf dem Balkon – Tomaten gehören zu den beliebtesten Gemüsepflanzen. Vielleicht liegt das auch an der breiten Vielfalt an Tomatensorten? Denn von fleischigen, würzig schmeckenden Ochsenherztomaten über zuckersüße Cherrytomaten bis hin zu fruchtig-säuerlich schmeckenden Exemplaren gibt es vermutlich für jeden Tomatenfan seine Lieblingsfrucht.
Wenn Sie bereits Ihre Lieblingssorte gefunden haben, die Sie im kommenden Jahr erneut anbauen möchten, können Sie die Tomatensamen auch ganz leicht aus Ihrer eigenen Ernte gewinnen. Allerdings eignet sich dafür nicht jede Tomatensorte gleichermaßen. Welche Tomatensorten besonders gut geeignet sind, erfahren Sie am Ende des Textes. Erstmal verraten wir Ihnen aber, wann und wie Sie Tomatensamen selbst gewinnen können.
Die Zeit der Tomatenernte beginnt je nach Tomatensorte, Region und Witterung gegen Juli. Wer seine Tomaten im Gewächshaus anbaut, darf sich schon einige Wochen früher über eigene Tomaten freuen. Für die Ernte von Tomatensamen eignen sich besonders reife oder sogar überreife Tomaten. So kann man sich sicher sein, dass die Samen vollständig ausgebildet sind. Je nach Größe und Bedarf wählen Sie eine bis vier Tomaten, aus denen Sie nun Ihre Tomatensamen gewinnen.
Schritt für Schritt zum eigenen Saatgut
1
Ernten Sie eine besonders reife Tomate und halbieren Sie sie mit einem Messer.
2
Schaben Sie die Samen mit einem Löffel aus der Tomate. Um den größten Teil des Fruchtfleisches zu entfernen, werden die Samen zunächst in einem Sieb unter fließendes Wasser gehalten.
3
Da fließendes Wasser allein nicht ausreicht, um das Fruchtfleisch, das die Samen wie eine schützende Schicht umgibt, zu entfernen, geben Sie die Samen zusätzlich für ein bis zwei Tage in ein Gefäß mit lauwarmen Wasser.
Noch ist die Arbeit nicht vollbracht!
Nach ungefähr zwei Tagen hat sich die Schicht von den Samen gelöst – das lässt sich gut anhand des leicht milchig verfärbten Wassers erkennen, in dem sich das rosafarbene Fruchtfleisch etwas abgesetzt hat und über den am Boden liegenden Samen schwimmt. Nun heißt es: Schnell handeln, denn zu lange sollten die Samen nicht ungeschützt im Wasser liegen bleiben.
Geben Sie die Samen erneut in das Sieb und halten Sie es unter fließendes Wasser, um die Tomatensamen ein letztes Mal abzuwaschen, bevor es ans Trocknen geht. Dafür legen Sie die Samen zum Trocknen auf Küchenpapier aus. Die Samen sollten dabei nicht übereinander liegen. Lassen Sie die Samen richtig gut abtrocknen, bevor Sie sie in einer lichtundurchlässigen Tüte für das kommende Jahr aufbewahren.
Wenn es schnell gehen muss…
Wenn Ihnen dieses Vorgehen ein wenig zu aufwändig erscheint, können Sie auch probieren, die Zwischenschritte auszulassen und die Samen direkt – mit ihrem Fruchtfleisch – auf dem Küchenpapier trocknen zu lassen. Manche Hobbygärtner:innen empfehlen diese Variante, da sie deutlich bequemer ist und die Keimfähigkeit der Samen durch die verbleibende Fruchtfleischschicht nur leicht eingeschränkt wird. Wenn Sie also genug Tomatensamen ernten, sollten Sie sich im kommenden Jahr trotzdem über einige gekeimte Tomatenpflänzchen freuen können!
Trocken, kühl und lichtgeschützt
Besonders lange sind die Samen haltbar, wenn sie in einer luftdichten Verpackung aufbewahrt werden. Am besten ist eine keimgeschützte, lichtundurchlässige Verpackung, die die Samen vor äußeren Einflüssen schützt. Notfalls lassen sich die Samen auch in Papiertüten lagern. Allerdings kann diese Aufbewahrungsform dazu führen, dass am Ende weniger Samen keimen. Noch ein kleiner Hinweis zum Schluss: Beschriften Sie das Tütchen mit einem Stift, damit Sie sich auch später noch daran erinnern können, wann Sie die Tomatensamen geerntet haben und um welche Sorte es sich dabei handelt.
Sind die Samen gut verpackt, fühlen sich an einem trockenen, kühlen und dunklen Ort am wohlsten.
Frisch geerntet - direkt gesät!
Tomatensamen können im Prinzip direkt, nachdem Sie sie aus der Tomate geschabt haben, ausgesät werden. Es kursiert auch der Tipp, einfach eine komplette Tomatenscheibe in einem Gefäß mit Anzuchterde zu verbuddeln. Nachdem man diese dann gut gegossen hat, machen sich schon bald die ersten Keimlinge auf ihren Weg durch die Erde. Tatsächlich kann diese Methode funktionieren, allerdings sind die Keimbedingungen für die Samen eher suboptimal und das Pikieren gestaltet sich hierbei auch etwas umständlicher.
Für alle diejenigen, die Tomatensamen aus ihrer eigenen Ernte gewinnen möchten, ist dieser „Lifehack“ allerdings gar nicht relevant. Denn im Sommer, wenn man endlich die ersten Tomaten ernten kann, ist die Zeit der Tomatenaussaat bereits vorbei. Hier bietet es sich stattdessen an, die Samen – wie in der Schritt-für-Schritt-Anleitung beschrieben – zu säubern und zu trocknen, um sie anschließend bis zum kommenden Frühjahr aufzubewahren. Und ab Ende Februar/Anfang März darf es dann wieder an die Aussaat gehen!
Tomatensamen lassen sich, wie Sie sehen, recht einfach aus Tomatenfrüchten gewinnen. Allerdings gibt es einige Unterschiede zwischen verschiedenen Tomatensorten. So eignen sich für die Vermehrung vor allem alte Sorten wie 'Berner Rose', 'Noire de Crimée' oder 'Moneymaker'. Denn der Vorteil bei samenfesten Sorten ist, dass, wenn sie sich selbst bestäuben, keine neuen Gene dazukommen, die Einfluss auf die neue Pflanze nehmen könnten. Bei der Aussaat von samenfesten Tomaten kann man sich also ziemlich sicher sein, dass man als Tomatenliebhaber:in bekommt, was man erwartet.
Etwas anders sieht es hingegen bei gezielten Hybridzüchtungen aus. Hybridzüchtung bedeutet, dass man zwei verschiedene Elternteile miteinander kreuzt, um eine neue Pflanze zu kreieren, die die Eigenschaften beider Elternteile in sich vereint. So zeichnet sich beispielsweise das eine Elternteil durch hohe Vitalität aus, während das andere besonders schmackhafte Tomaten bildet. Die daraus erschaffene Tomate erfreut uns nun sowohl mit einer hohen Vitalität als auch mit äußerst leckeren Tomaten. Solche Tomatensorten bezeichnet man als F1-Hybride. Insbesondere für die Landwirtschaft sind solche Eigenschaften wichtig. Denn durch die kontrollierten Kreuzungen verschiedener Pflanzen ist es möglich, Sorten zu züchten, die vitaler sind und mehr Resistenzen haben. Dadurch kann beispielsweise das Risiko eines Ernteausfalls oder der Einsatz von Pestiziden reduziert werden. Darüber hinaus sind die Früchte von F1-Hybriden oft lagerfähiger und gleichen einander optisch wie ein Ei dem anderen. Aus dem Grund handelt es sich bei den Tomaten, die es in Supermärkten zu kaufen gibt, auch meist um F1-Hybride.
Auf Bauernmärkten, Bio-Märkten oder bei einigen Gartenbesitzern finden sich aber oft samenfeste, alte Sorten, die sich gut für die Vermehrung eignen. Daneben gibt es Tauschbörsen, auf denen man sein eigenes Saatgut gegen anderes tauschen kann – hier trifft man ab und an auch auf weniger bekannte, alte Sorten.
Haben Sie nun ein paar köstliche Tomaten bei Ihrem Lieblingslebensmittelhandel entdeckt, können Sie trotzdem versuchen, aus diesen Tomaten Saatgut zu gewinnen. Denn auch wenn es sich um F1-Hybride handeln sollte, können Sie diese ebenso vermehren wie samenfeste Tomaten. Allerdings erwartet einen im Sommer vielleicht eine kleine Überraschung. Denn die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass die Elternteile stärker zum Vorschein treten und die Tomaten daher leichte Abweichungen zeigen.
Wenn Sie alte Sorten in Ihrem Garten anbauen, eignet sich das selbstgewonnene Saatgut dieser Pflanzen wunderbar für kleine Präsente an liebe Hobbygärtner:innen in Ihrer Umgebung!
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