Lavendel (Lavandula angustifolia) ist bei Hobbygärtnern wie auch bei Biene, Hummel und Schmetterling sehr beliebt. Der aromatische Duft des mediterranen Halbstrauchs zieht im Sommer durch viele Gärten. Doch nicht überall lässt sich eine besonders üppige Blütenpracht entdecken. Häufig wirken die Sträucher durch den fehlenden Rückschnitt verkahlt und nur wenige Blütenstiele erinnern an die eigentliche Schönheit der Pflanze. Warum der Schnitt unbedingt Teil des Lavendel-Pflegeprogramms sein sollte und wie Sie ihn am besten durchführen, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Material und -größe sind entscheidend
Der jährliche Lavendelschnitt ist aus mehreren Gründen notwendig. Der Halbstrauch neigt dazu, mit dem Alter immer mehr zu verholzen. Das wiederum führt dazu, dass sich an den Stellen keine neuen Blütentriebe mehr bilden und der Lavendel stellenweise kaum Blüten und Blätter hat. Im schlimmsten Fall bricht Ihr Lavendel sogar einfach in der Mitte auseinander. Dann ist eine Rettung des Strauches meist sehr schwierig.
Ein weiterer Grund für den regelmäßigen Rückschnitt ist die Pflanze in Form zu halten – das ist vor allem bei kleineren Exemplaren im Topf oder Kübel eine sinnvolle Maßnahme.
Für die optimale Pflege sollten Sie Ihren Lavendel gleich zweimal im Jahr schneiden. Der erste Termin ist etwa von Ende Februar bis Mitte März, wenn kein allzu starker Frost mehr zu erwarten ist. Wenn der passende Zeitpunkt für den zweiten Rückschnitt gekommen ist, erkennen Sie das daran, dass Ihr Lavendel fast verblüht ist. Im Regelfall ist das im Juli oder August der Fall.
Im Gegensatz zu vielen Stauden ist bei dem violett blühendenden Lavendelstrauch ein Rückschnitt im Herbst nicht besonders ratsam, da es ansonsten zu starken Frostschäden an der Pflanze kommen kann.
Lavendel schneiden im Februar und März
Der wichtigste Schnitttermin für Lavendel ist im Frühjahr. Der perfekte Zeitpunkt ist, wenn die Pflanze noch keine Austriebe gebildet hat, aber auch kein Dauerfrost mehr zu erwarten ist. Wenn bei Ihnen also ein besonders langer und kalter Winter herrscht, warten Sie lieber noch etwas mit dem Rückschnitt. Bei diesem Pflegeschnitt können Sie etwa zwei Drittel der mediterranen Schönheit zurückschneiden. Dabei entfernen Sie auch direkt die Pflanzenteile, die über den Winter vertrocknet oder erfroren sind. Diese Zweige werden direkt über dem Boden abgeschnitten.
Es gilt: Je später der Lavendel geschnitten wird, desto später zeigt er seine schönen Blüten. Wenn Sie ihn zusammen mit vielen Spätsommerblumen gepflanzt haben, kann es also durchaus sinnvoll sein, Ihren Lavendel nicht schon im Februar zu schneiden.
Lavendel schneiden im Juli und August
Mit dem richtigen Sommerschnitt kann Ihr Lavendel nicht nur Kraft tanken, sondern auch noch ein paar neue Blütenstände austreiben. Denn indem Sie die Zweige kurz vorm Verblühen schneiden, verzichtet Ihr Lavendel auf die energiezehrende Samenbildung und kann sich stattdessen um die neue Blütenbildung kümmern. Die Gartenschere setzen Sie bei den besonders langen Trieben an, sodass Sie die Pflanze um etwa ein Drittel zurückschneiden. Da es sich bei dem Sommerschnitt eher um einen zusätzlichen Pflegeschnitt handelt, holen Sie ihn besser nicht nach, falls Sie den Zeitpunkt verpasst haben. Ihr Lavendel sollte vor dem ersten Frost die Möglichkeit haben, neue Triebe zu bilden, damit er im Winter keinen Schaden nimmt.
Mithilfe dieser Regel können Sie sich leicht merken, wie viel Sie Ihren Lavendel in etwa zurückschneiden sollten. Im Frühjahr werden maximal zwei Drittel entfernt, im Sommer circa ein Drittel.
Ganz allgemein unterscheidet sich der Rückschnitt vor allem von jungen zu alten Lavendelpflanzen: Während Sie jungen Lavendel deutlich stärker zurückschneiden können, sollten Sie bei älteren Exemplaren vorsichtig sein. Das hängt mit den verholzten Stellen zusammen. Daraus kann der mediterrane Halbstrauch – wenn überhaupt – nur noch mit viel Mühe austreiben. Achten Sie deshalb unbedingt darauf, nicht in das sogenannte alte Holz zu schneiden und immer auch ein paar Zentimeter der neuen Triebe stehen zu lassen.
Wurde mehrere Jahre lang nicht zur Schere gegriffen, ist ein radikaler Schnitt die einzige Möglichkeit, Ihren verholzten Lavendel noch zu retten. Das ist nicht immer von Erfolg gekrönt – einen Versuch ist es aber allemal wert. Am besten führen Sie diese Radikalkur im Juni oder Juli durch und kürzen die Pflanze großzügig bis auf 10 bis 15 Zentimeter über dem Boden. Mit etwas Glück treibt er nach diesem sogenannten Verjüngungsschnitt schon im selben Jahr wieder aus.
Bei jungen Lavendelpflanzen greifen Sie am besten zu einer Rosenschere, während sich bei älteren Pflanzen eine Heckenschere besser eignet.
Lavendel kann bei Schnittfehlern sehr nachtragend sein – und das geht auf Kosten der beliebten, blauvioletten Blütenpracht. Vermeiden Sie folgende Fehler beim Lavendelschnitt, damit Sie lange Freude an Ihren mediterranen Halbsträuchern haben:
Der falsche Schnitttermin
Erwischen Sie den falschen Zeitpunkt zum Schneiden Ihrer Lavendelpflanze, droht die Gefahr von Frostschäden. Warten Sie für den ersten Schnitt im Frühjahr also unbedingt darauf, dass keine Dauerfröste mehr zu erwarten sind. Und auch im Sommer, nachdem der Lavendel verblüht ist, sollten Sie nicht zu lange warten, bis Sie zur Schere greifen. Die Neuaustriebe müssen genug Zeit haben, um auszureifen, damit Ihnen Frost im Winter nichts anhaben kann.
Auf den Schnitt verzichten
Lavendel gar nicht zurückzuschneiden, ist ein häufiger Fehler. Die Sträucher bilden schnell verholzte Äste, an welchen sich keine Blütentriebe herausbilden. Sie riskieren also zum einen, dass Ihre Pflanzen verkahlen. Außerdem wird Ihr Lavendel ohne regelmäßigen Rückschnitt immer struppiger und sparriger.
Zu tief schneiden
Achten Sie beim Rückschnitt stets darauf, dass Sie nicht zu viel der Triebe aus dem Vorjahr abschneiden. Halten Sie sich an die Ein-Drittel-Zwei-Drittel-Methode. Das heißt, dass Sie den Lavendel im Frühjahr um etwa zwei Drittel einkürzen, beim Sommerschnitt schneiden Sie lediglich ein Drittel der Triebe. Achten Sie unbedingt darauf, nicht in das Holz der Lavendelpflanze zu schneiden. Ein kurzer Triebabschnitt mit Blättern sollte stets erhalten bleiben. Andernfalls riskieren Sie, dass Ihr Lavendelstrauch gar nicht mehr austreibt und verkahlt.
Lavendel ist nicht nur eine schicke Zierpflanze. Die duftenden Blüten bringen noch weitere Vorteile mit sich. Zum einen soll der Duft beruhigend wirken, zum anderen meiden Motten den Geruch lieber. Da bietet es sich an, den mediterranen Halbstrauch zum Basteln und Herstellen eigener Lavendelprodukte zu verwenden, wie beispielsweise duftende Kerzen oder Duftsäckchen für den Kleiderschrank. In den meisten Anleitungen wird Lavendel dafür zunächst getrocknet. Am besten schneiden Sie dafür Mitte Juni, wenn einige Lavendelblüten bereit geöffnet sind und andere kurz davor sind, die Triebe etwa zehn Zentimeter unterhalb des Blütenansatzes ab. Anschließend können Sie die Zweige zu kleinen Sträußen zusammenbinden und kopfüber zum Trocknen aufhängen, bevor Sie die Blütenstängel weiterverarbeiten.
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