Regrow – auf Deutsch nachwachsen – heißt, aus Gemüseresten neue Pflanzen wachsen zu lassen. Denn in Gemüseresten steckt sehr viel Potential: Mit ein wenig Geduld und den richtigen Bedingungen entsteht mit der Zeit aus einem kleinen Rest eine neue Pflanze.
Durch das Regrow-Prinzip können aus Resten neue Pflanzen wachsen: Der Lebenszyklus eines Gemüses, wie beispielsweise einer Süßkartoffel, endet somit nicht mit dem Verzehr. Wenn Sie aus den Abfällen der Süßkartoffel eine neue Süßkartoffel ziehen, verschaffen Sie ihr ein neues Leben und es entsteht ein Kreislauf. Das ist nicht nur nachhaltig und schont unsere Ressourcen – es macht auch richtig Spaß! Denn für Regrow ist kein großer Garten notwendig; ein kleiner Platz auf der Küchenfensterbank genügt meist schon. Auch für Kinder ist das Prinzip besonders schön: Sie lernen, woher Lebensmittel kommen und können den Kreislauf der Natur hautnah miterleben.
Pflanzen ohne Samen fortzupflanzen wird als vegetative Vermehrung bezeichnet. Regrow ist somit eine Form der vegetativen Vermehrung. Dabei wird aus der Mutterpflanze ein Nachkömmling mit exakt den gleichen Eigenschaften geschaffen. Dies ist allerdings nur mit Gemüsesorten möglich, bei denen im Gemüserest die komplette genetische Information vorhanden ist, es also zum Beispiel Wurzel- und Blattzellen gibt. Es gibt daher einige Sorten, bei denen die Pflanze exakt so wieder wächst: Bei einem Salatkopf entsteht durch Regrow ein neuer Salatkopf. Bei anderen Gemüsesorten, wie Karotten, wächst keine komplette Karotte nach, sondern nur das Möhrengrün, das man anschließend weiterverarbeiten kann.
Mit diesen Gemüsearten funktioniert der komplette Regrow:
Bei einigen anderen Arten wächst aus dem Rest zwar keine neue Frucht, aber auch die Blätter kann man sehr gut verarbeiten und regrowen. Dafür eignen sich folgende Pflanzen:
Und dann gibt es noch die Kandidaten, die in unseren Breitengraden eher keine neuen Früchte tragen – sich aber wunderbar als Zimmerpflanze eignen. Aus diesen Resten erhalten Sie eine schöne neue Pflanze:
Damit das Nachwachsen gelingt, sollten Sie einige Dinge im Vorfeld beachten, denn vor allem Standort und Pflege sind für den Erfolg des Regrowing ausschlaggebend. Die wichtigsten Faktoren für die Wahl des passenden Standortes sind Licht, Wärme und das Substrat.
Gerade zu Beginn, wenn sich die neuen Wurzeln bilden, benötigt die Pflanze viel Licht. Im Frühling und frühen Sommer ist aufgrund des vielen Lichts der beste Zeitpunkt. Auch die Wärme ist ein wichtiger Faktor für die Wurzelbildung und das Wachstum der neuen Pflanze. Je nach Pflanzenart ist eine unterschiedliche Temperatur optimal. Unsere heimischen Gemüsesorten benötigen entsprechend ihrer Herkunft weniger Wärme als ihre exotischen Verwandten. Als Faustregel kann man jedoch festhalten, dass Temperaturen um die 20°C für die meisten Pflanzen passend sind.
Der dritte Faktor für den richtigen Standort ist das Substrat, in dem die Pflanze wächst. Am besten eignet sich zu Beginn eine nährstoffarme Anzucht- und Kräutererde. Nachdem einige Wurzeln gewachsen sind, kann die Pflanze entweder flüssig nachgedüngt und so mit Nährstoffen versorgt werden oder, wenn die Pflanze etwas größer werden soll, in einen großen Topf mit nährstoffreicher Pflanzenerde gesetzt werden. Sie können die Pflanze aber auch direkt in einen Topf mit nährstoffreicher Pflanzerde setzen. Auch hier muss nach einigen Wochen flüssig nachgedüngt werden, um die Pflanze weiterhin mit Nährstoffen zu versorgen.
Tipp: Um Staunässe vorzubeugen, eignet sich nachhaltiges Bimsgranulat als Drainageschicht auf dem Topfboden.
Neben dem passenden Standort kommt es auch auf die richtige Pflege an. Das Wasser bildet die Grundlage des Regrow-Prozesses, denn man unterscheidet zwischen zwei Arten: Entweder wird der Strunk in eine Glas Wasser oder in feuchte Erde gesteckt. Bei Regrow im Wasserglas sollten Sie dieses alle ein bis zwei Tage wechseln, damit ein gesundes Pflänzchen entstehen kann. Für das Wachstum in der Erde sollte diese nicht austrocknen, sondern regelmäßig feucht gehalten werden. Gerade zu Beginn der Wurzelbildung ist auch Feuchtigkeit aus der Luft für die Pflanzen sehr hilfreich. Dafür können diese zu Beginn – ähnlich wie bei der Aussaat – etwas abgedeckt werden. Zwischendurch das Lüften aber nicht vergessen!
Auch die Nährstoffversorgung für das Pflanzenwachstum wichtig. Nach einigen Wochen sollten sie daher regelmäßig gedüngt werden. Am besten eignet sich dafür ein organischer Flüssigdünger, der alle zwei Wochen in das Gießwasser gegeben wird.
So gelingt's
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Um das Prinzip des Regrow genauer zu erklären, nutzen wir hier das Beispiel einer Süßkartoffel: Der Strunk der Süßkartoffel wird beim Kochen nicht benötigt und bleibt als Rest übrig. Dies ist genau der Teil der Süßkartoffel, der benötigt wird. Halten Sie zudem einen kleinen Topf, Pflanzerde, eine Schaufel und etwas Wasser bereit. Der beste Zeitpunkt zum Regrow einer Süßkartoffel ist das Frühjahr.
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Zu Beginn wird die Erde in den ausgewählten Topf gegeben und leicht angedrückt. Bitte beachten Sie bei der Wahl des Topfes, dass dieser ein Abzugsloch für überschüssiges Wasser besitzt. Auf diese Weise können Sie Staunässe vermeiden.
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Setzen Sie nun den Strunk der Süßkartoffel in die Erde; dabei sollte er ganz leicht mit Substrat bedeckt sein. Anschließend den Strunk ausgiebig wässern und an einen warmen, hellen Ort stellen. Eine Abdeckung beschleunigt das Wurzelwachstum – allerdings muss dennoch ab und zu Sauerstoff an die Pflanze gelangen.
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Nach einigen Wochen beginnen die ersten Blätter zu wachsen. Je nach Größe des gewählten Topfes sollte die Pflanze nun umgetopft werden. Wichtig für den Zeitpunkt des Umtopfens ist vor allem, dass sich bereits Wurzeln gebildet haben.
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Wählen Sie als neues Gefäß einen Topf, der mindestens 10 Zentimeter größer ist als der vorherige. Ganz im Sinne der Wiederverwertung können hier auch alte Konservendosen oder alte Kochtöpfe als Pflanzgefäße genutzt werden. Achten Sie allerdings darauf, vor der Verwendung Löcher hineinzubohren, damit überschüssiges Wasser abfließen kann.
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Damit die Pflanze mit genügend Nährstoffen versorgt wird, können Sie alle zwei Wochen einen organischen Flüssigdünger mit ins Gießwasser geben. Nach den Eisheiligen im Mai kann die Süßkartoffelpflanze auch nach draußen gestellt oder ins Gartenbeet gepflanzt werden.
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Jetzt heißt es: geduldig sein! Es dauert eine ganze Gartensaison bis die Süßkartoffeln fertig gewachsen sind. Sie erkennen, dass die Süßkartoffeln reif sind, wenn die Blätter beginnen, abzusterben. Genießen Sie Ihre Ernte und starten Sie einen neuen Regrow-Kreislauf mit dem Rest der neuen Süßkartoffel!
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