Rasen düngen, mähen, gießen – was tut man nicht alles für einen dichten, grünen Rasenteppich im Garten? Doch neben einer guten Versorgung mit Nährstoffen und Wasser und den regelmäßigen Terminen mit dem Rasenmäher braucht der Rasen auch noch Luft zum Atmen. Leider kann es unter bestimmten Voraussetzungen zu einem Mangel an frischem Sauerstoff kommen. In solchen Fällen kann man den Rasen lüften – oder sollte man lieber zum Vertikutierer greifen? Wir zeigen, wo die Unterschiede liegen und wann man seinen Rasen lüften sollte.
Regenfälle im Herbst, Schneemassen im Winter oder eine ausgiebige Nutzung können den Rasen stark in Mitleidenschaft ziehen. Besonders bei Böden mit einem höheren Tonanteil und somit schlechterer Wasserdurchlässigkeit, man spricht auch häufig von schweren Böden, kann eine starke Beanspruchung zu Verdichtung des Bodens führen. Diese Bodenverdichtungen können auch nur partiell auftreten und müssen nicht den gesamten Rasenboden betreffen. Bilden sich nach einem Regenschauer Pfützen im Rasen, aus denen das Wasser nur langsam abzieht, ist dies ein gutes Indiz für einen verdichteten Boden. Auch Zeigerpflanzen wie Breitwegerich oder Huflattich können als sogenannte Zeigerpflanzen dienen. In solchen Fällen ist es sinnvoll, den Rasen zu lüften.
Durch das Lüften, auch Aerifizieren genannt, wird der Oberboden „durchlöchert“, damit wieder frischer Sauerstoff an die Rasengräser gelangen kann. Auch soll die Durchlässigkeit im Hinblick auf das Wasser verbessert werden. So wird das Lüften vor allem für schwere Böden empfohlen, die zu Verdichtungen neigen und bei denen somit Wasser nur schlecht abfließen kann. Oft geht das Lüften mit dem Sanden einher, welches ebenfalls zur Durchlässigkeit beiträgt.
Mitunter werden Lüften und Vertikutieren im gleichem Atemzug genannt, da beide Methoden für mehr Sauerstoff und somit für ein besseres Rasenwachstum sorgen. Allerdings gibt es einige Unterschiede, die man beachten sollte, bevor man seinen Rasen lüftet oder vertikutiert.
Beim Vertikutieren wird die Grasnarbe mittels eines Handvertikutierers oder eines motorbetriebenen Vertikutiergräts drei bis vier Millimeter aufgerissen. Dadurch gelangt nicht nur frische Luft an die Gräser, sondern die Grasfläche wird auch von Rasenfilz, Moos und flachwurzelnden Unkräutern befreit. Denn während die Graswurzeln durch das oberflächliche Anritzen meist verschont bleiben, lassen sich aufliegendes Rasenfilz und flachwurzelndes Moos gut entfernen.
Moos und Rasenfilz bilden sich beispielsweise, wenn der Rasen unter einem Nährstoffmangel leidet, im Schatten liegt oder auf einem lehmigen oder schweren Boden wächst. Auch der pH-Wert des Bodens und das Wetter spielen wichtige Rollen. Moos kann sich also auf einem nährstoffarmen, schattig gelegenen Boden bei hohem Niederschlag gut entwickeln, während sich die Rasengräser immer weiter zurückziehen.
Das Vertikutieren ist daher als eine Art „Frühjahrsputz“, den man einmal im Jahr, zum Beispiel im April oder Mai, machen muss, damit der Rasen – befreit von altem Ballast – in den Sommer starten kann. Ist die Rasenfläche moos- und unkrautfrei, ist das Vertikutieren daher nicht notwendig.
Das Lüften bietet sich hingegen bei verdichteten Böden an. Bodenverdichtungen treten oft auf schweren, tonigen Lehmböden auf. Auch kann eine starke Beanspruchung des Bodens zu punktuellen Verdichtungen führen, die sich nicht mehr mithilfe eines Vertikutiergeräts beheben lassen: Statt nur die Grasnarbe aufzureißen und den Rasen von Rasenfilz zu befreien, geht es beim Aerifizieren daher in die tieferen Erdschichten hinab: Mittels einer Grabegabel, eines Rasenlüfters oder eines Aerifiziergeräts werden bis zu zehn Zentimeter tiefe Löcher in den Boden gestoßen. Diese Löchter sorgen für frischen Sauerstoff und mehr Durchlässigkeit. Aus dem Grund ist auch der anschließende Schritt, das Sanden, sehr wichtig. Denn der Sand sorgt aufgrund seiner Struktur ebenfalls für eine höhere Durchlässigkeit, sodass das Wasser besser ablaufen kann. Außerdem wird durch das Sanden die Luft- und Wasserführung nicht nur kurzzeitig, sondern für längere Zeit verbessert.
Wächst der Rasen nicht auf einem tonigen Lehmboden, sondern auf einem Lehmboden mit hohem Sandanteil, ist eine gute "Belüftung" des Bodens daher in der Regel gewährleistet.
Wenn Ihr Rasenboden unter Bodenverdichtungen leidet, können Lüften und Sanden Abhilfe schaffen. Das können Sie sowohl im Frühling als auch im Herbst durchführen. Allerdings sollten Sie unbedingt darauf achten, dass der Boden trocken ist. Denn gerade tonige Lehmböden neigen bei Feuchtigkeit dazu, zusammenzukleben. Stanzen Sie nun Löcher in den feuchten Boden, kann es aufgrund des Verdrängens der Erde zu den Seiten hin passieren, dass Sie neue Verdichtungen kreieren. Denn tonhaltige Lehmböden sind recht klebrig. Wenn Sie unsicher sind, um welchen Boden es sich bei Ihnen handelt, fassen Sie ihn einfach mal an! Durchlässiger, sandiger Boden lässt sich recht leicht zwischen den Fingern zerreiben, während schwerer, tonhaltiger Boden, wenn er feucht ist, schnell klebt und sich zum Beispiel auch recht gut kneten lässt – im Vergleich zu einem sandigen Boden. Wenn Sie mehr Interesse an den verschiedenen Bodenarten haben, beziehungsweise wissen möchten, aus welchen Anteilen unsere Böden bestehen, schauen Sie einfach mal unseren Artikel „Verschiedene Bodenarten – ein kleiner Überblick“ an.
Staunässe in den unteren Bodenschichten können Sie durch Lüften und Sanden nicht beheben. Dafür ist eine grundlegende Bearbeitung des Bodens – bspw. der Austausch der oberen Erdschichten oder das Verlegen von Drainageschläuchen – nötig.
Nutzen Sie für das Lüften zum Beispiel einen Hand-Aerifizierer, einen rollenden Rasenlüfter oder eine Lüfterwalze – es gibt auch Geräte, die sowohl zum Vertikutieren als auch zum Aerifizieren genutzt werden können. Handelt es sich um eine kleine Rasenfläche genügt meist eine klassische Grabegabel. Stechen Sie nun mit dem Gerät oder der Grabegabel tiefe Löcher in den Boden. Um den Oberboden bei starken Verdichtungen noch ein wenig mehr aufzulockern, können Sie die Grabegabel oder den Hand-Aerifizierer ein wenig nach vorne und hinten bewegen, sodass die Löcher noch etwas breiter werden. Durch diese Löcher kann der Regen nun besser Abfließen und mehr Sauerstoff an die Wurzeln gelangen. Direkt im Anschluss sollten Sie den Rasen sanden. Denn der Sand lässt sich nun gut in die zuvor gestochenen Löcher einfüllen und macht die obere Bodenschicht somit längerfristig durchlässiger.
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